Heilbronner Stimme, November 1995 / von Carmen Bosch-Schairer

Farbe als formbare Materie

Farbschaften nennt der junge Stuttgarter Künstler Bernhard Walz, Absolvent der Kunstakademie, seine Malerei, die eigentlich auch Skulptur ist: Skulptur aus Farbe. Die Energie der Farbe teilt sich unmittelbar mit, eine heitere Stimmung herrscht vor. Walz vertritt die reine Malerei. Abstrakte Farbzeichen bedecken die Leinwände in breiten Streifen oder in impressionistischen Strichen. Kennzeichnend ist sein Bestreben, Farbe nicht nur als Lichterscheinung darzustellen, sondern auch als formbare Materie. "Disegno" und "colorito", Form und Farbe - dieser ewige Antagonismus fällt für ihn in eins: er formt die Farbe. Dazu mischt er Pigmente mit einem Acrylbinder zu dicker Paste, die eine reliefartige Oberfläche bis hin zur dreidimensionalen "Farbskulptur" erzeugt.

Walz gehört zu der Künstlergeneration, für die die Tradition ihre Verbindlichkeit verloren hat. Zwar ist sein Werk ohne die moderne Malerei nicht denkbar, doch hat er seinen archimedischen Punkt außerhalb des Systems. Der Ausstellungstitel "Farbschaften" spiegelt diese Position zutreffend. Es ist spannend zu sehen, wie aus dem Ringen um eine intensivere Erscheinungsform der Farbe, geleitet von experimenteller Neugier, "Farbskulpturen" von vibrierender Energie entstehen.

Die Ausstellung in der Landgalerie Ellhofen ist bis 27. November zu sehen.