Bundesbankmagazin / 2/2002 / von Susanne Mehlhorn
Bernhard Walz macht Musik für die Augen
Bernhard Walz ist bereits der neunte Künstler, der mit seinen Bildern in der Reihe „Absolventen deutscher Kunstakademien“ im Foyer
der Deutschen Bundesbank zu sehen war. Zur Vernissage am 4. März sind viele Kunstinteressierte gekommen, in der Eingangshalle steht
man dicht gedrängt.
Direktoriumsmitglied Dieter Haferkamp spricht davon, wie „überwältigt“ er beim ersten Anblick von den Bildern gewesen sei.
Der Künstler müsse, so bemerkt er schmunzelnd, bei einem derart „opulenten Umgang mit Material“ „ein typischer Schwabe sein“.
Der Wirkung der überwiegend großformatigen und farbintensiven Bilder kann sich der Betrachter kaum entziehen.
Manch einer mag den Eindruck haben, von der Farbigkeit fast „erdrückt“ zu werden. Die Primärfarben Gelb, Rot, Blau - manchmal auch
gemischt zu einem leuchtenden Pink oder Türkisblau - dominieren die Fläche. Die vielen Farbschichten und die Intensität der Farben
machen den eigenwilligen Reiz der Bilder aus. Die Farbe wird verschwenderisch auf Holzflächen aufgetragen, dann wird schwungvoll
mit dem Borstenpinsel, der Malerbürste und dem Spachtel die Richtung vorgegeben. „...den Weg erahnen, den die Farbe vorgibt,
der Farbe folgen, aber die Farbe auch führen, wenn sie sich sperrt und dabei den entscheidenden Punkt finden, wann aufzuhören ist.“
So beschreibt Bernhard Walz selbst seine Arbeitsweise. Erst nach Beendigung der „Farbkomposition“ gibt der Künstler seinen Werken
die endgültige Form; er sägt und schneidet sie meist rechteckig oder quadratisch, mit runden Ausbuchtungen und Kanten.
Dr. Wibke von Bonin, freie Journalistin und einstige Kultur-Redakteurin der WDR-Fernsehreihe „Hundert Meisterwerke“,
sieht in Walz' Bildern die „Vitalität“ und die „Lust, mit Farben rumzumantschen“, die uns an unsere Kindheit denken lasse.
Sie erwähnt die Theorie von der „Totsagung der Malerei“ im 20. Jahrhundert und die Kämpfe jeder Generation „für eine neue Kunst“.
Das Ende der Malerei wurde zum Beginn einer neuen Selbstfindung der Malerei - dies spiegele sich auch in den Bildern von Bernhard Walz wider.
Frau von Bonin zieht in der Kunst von Walz Vergleiche zu einem anderen großen deutschen Künstler - Gerhard Richter. Beide Künstler wüssten,
dass es „nichts zu malen gibt“, es „gibt nur das Malen selbst“. Diese kraftvollen Farbtöne,
diese Orchestration von Farben sei „wie Musik für unsere Augen“. Für Walz ist die Malerei als
künstlerisches Ausdrucksmittel noch lange nicht „tot“, für ihn bietet die Malerei einzigartige Möglichkeiten
der Darstellung, die kein anderes Medium bietet.
Susanne Mehlhorn